Was meine derzeitigen Ambitionen anbetrifft, stelle ich fest: in meinem stetig wachsenden Wahlkampfteam stellen Frauen von Anfang an die deutliche Mehrheit. Es sind natürlich auch tolle, engagierte Männer dabei, und es war auch keine Absicht, das ist keine Taktik: Diese Frauenmehrheit ist mir einfach passiert.
Und warum wohl? Wie kommt es, dass der Anlauf für einen echten, gründlichen Neuanfang in Hildburghausen gerade bei Frauen auf ein so auffällig starkes Echo stößt?
Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Zustände in Hildburghausen auch in dieser Hinsicht arg verbesserungswürdig sind. Hier hocken Männer, an deren Befähigung man durchaus zweifeln darf, teilweise seit Jahrzehnten auf ihren hochdotierten Posten und scheitern, vor Selbstbewusstsein platzend, vor sich hin. Die Art und Weise wie in der hiesigen Politik mit Frauen umgegangen wird, ist meistens ignorant und manchmal schlicht widerlich.
Das betrifft, wohlgemerkt, nicht die Mehrheit der Männer. Die allermeisten benehmen sich tadellos. Sie wissen genau, dass wir am Ende alle verlieren, wenn die Frauen verlieren.
Es betrifft aber sehr wohl und allzu oft eine grundsätzliche Atmosphäre im Feld des Politischen. Und einige wenige, leider aber sehr lautstarke Herren tun sich in Kreistag und Stadtrat und auf der oberen Verwaltungsebene immer wieder durch ein derart rüpelhaftes Verhalten hervor, dass man sich verkriechen möchte vor Fremdscham. Und da will ich noch gar nicht von der unterirdischen Diskussion im Kreistag über das Wort „divers“ anfangen.
Auch der Werbering war über sehr lange Zeit vermintes Gelände, speziell für junge, selbstbewusste Frauen. Eigene Meinung? Eigene Ideen? Eigene Vorstellungen? Damit konnten und wollten die ewigen Platzhirsche nicht umgehen. Dass ich den Vorsitz des Werberings nunmehr an eine starke Frau übergeben habe, freut mich deshalb sehr, sehr, sehr. Es wurde auch Zeit.
Das 21. Jahrhundert lässt sich eben nicht aufhalten, auch wenn wir uns als Menschheit mitunter aufführen, als wollten wir schnurstracks den Weg zurück ins Mittelalter antreten.
Damit das ganz sicher nicht passiert, sollte der 8. März schleunigst ein offizieller, bundesweiter Feiertag werden. Davon abgesehen wäre es schön, wenn die Belange und Interessen von Frauen ganzjährig Beachtung fänden.
Florian Kirner
PS: Wer einen Einblick in die Geschichte der Frauenbewegung erhalten will, dem sei der Film „Suffragette: Taten statt Worte“ ans Herz gelegt. Den gibt es gerade in der ARD-Mediathek. Dieser sehr gute Film zeigt die heldinnenhaften Kämpfe der Bewegung für das Frauenwahlrecht in England, vor mehr als 100 Jahren.
Hier geht es zur ARD-Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/filme/suffragette-taten-statt-worte-oder-drama/one/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTMzNDhjOTk0LTQ2ZTUtNDM1OC05NzEyLWQyNDEyYzk2ZTg1ZQ
Zum Internationalen Frauentag
VON Florian Kirner
8. März 2023